Europa muss wieder Spaß machen

Bürokratiemonster, Garant für Frieden und Freiheit, identitätsstiftendes Konstrukt oder realpolitische Notwendigkeit?

Bürokratiemonster, Garant für Frieden und Freiheit, identitätsstiftendes Konstrukt oder realpolitische Notwendigkeit? Mit eigenen wie fremden Meinungen und Assoziationen zur Europäischen Union haben sich 16 Studierende aus Deutschland, Polen, der Ukraine, Georgien, Ungarn, Südkorea und China einen ganzen Samstag lang an der DHBW Karlsruhe beschäftigt. Wobei der erste „Europe Fun Day“ des International Offices bereits durch seinen Titel eines klarmachen sollte: Europa muss wieder Spaß machen!

Der Workshop profitierte von der Vielfalt der Herkunft der Studierenden, die teilweise den Blick von außen auf die Europäische Union mit einbringen konnten. Da die Veranstaltung aus EU-Mitteln der Lokalen studentische Erasmus+ Initiative zum Sonderförderthema „Die Bürgernähe von Erasmus+ und der soziale Zusammenhang in Europa“ finanziert wurde, war es selbstverständlich, dass der Tag nicht ausschließlich an der Dualen Hochschule stattfinden würde. Nach einem Teambuilding wurde zunächst das eigene Wissen über die EU getestet sowie die persönliche Beziehung zu dieser herausgearbeitet. Auf der Grundlage der dadurch gewonnenen Erkenntnisse haben die TeilnehmerInnen anschließend Fragen erarbeitet, die sie an die Karlsruher BürgerInnen herantragen wollten. In mehreren Teams ging es dann zur Umfrage-Runde in die Innenstadt.

Allgemein waren die Assoziationen der Befragten durchaus positiv. Es fielen häufig Schlagwörter zur EU wie Frieden, offene Grenzen, Freiheit – Errungenschaften, die für die Generation der aktuellen Studierenden häufig als Selbstverständlichkeit betrachtet werden. Einige für die Teilnehmenden überraschende Ergebnisse gab es ebenfalls, etwa die mehrfach getätigte Aussage, dass die Ukraine in die EU aufgenommen werden solle. Welches Land raus aus der EU solle? Erfreulicherweise sagte die meisten Befragten „keines“, an zweiter Stelle folgte Ungarn. Der Erasmus-Studierende aus Budapest hatte diese Antwort zwar erwartet, schmerzhaft sei sie aber dennoch. Die Regierung, so seine Meinung, repräsentiere eben nur bedingt die Menschen im Land, daher sei es schade, wenn die Karlsruher Ungarn nur mit der aktuellen politischen Führung in Verbindung bringe.

Das Erasmus-Programm, so wurde im Laufe des Tages klar, hat insbesondere den Verdienst, Menschen auf persönlicher Ebene zusammenzubringen und dadurch Vorurteile aus dem Weg zu räumen. Die Umfrage eines anderen Teams ergab jedoch, dass vor allem Menschen unter 35 Jahren mit dem Erasmus-Programm vertraut sind, wohingegen die Befragten über 35 das Programm mehrheitlich gar nicht kannten. Und das trotz der groß angelegten Jubiläumsaktionen 2017. Das lässt einerseits hoffen, was die junge Generation betrifft, bedeutet aber gleichzeitig noch einige Anstrengungen, um das Programm auch unter älteren Menschen bekannter zu machen.

Neben der Arbeit gab es für die SeminarteilnehmerInnen zum Glück genug Zeit zum gegenseitigen Kennenlernen beim Pizzaessen und während des Höhepunktes des Tages, einem Besuch im Europabad. Am Ende sind alle mit neuen Erkenntnissen, guter Laune und ein paar blauen Flecken davongekommen, wobei der Wissensgewinn die blauen Flecken hoffentlich überdauern wird.

Text: Wit