Proportionalität 2.0 - Wohin kann der Weg gehen?

Die regulatorischen Reaktionen auf die Finanzkrise haben durch höhere Kapitalanforderungen und harmonisierte Liquiditätsanforderungen zweifelsohne einen Beitrag zur Stärkung der Finanzstabilität geleistet. Allerdings ist hierdurch die Komplexität der Regulierung stark gestiegen, was vor allem bei kleineren Banken große Ressourcenanstrengungen erforderlich macht. Der Ruf nach einer Verstärkung der Proportionalität wird daher nicht nur in Deutschland lauter.

In ihrem Vortrag auf der Handelsblatt Tagung Regionale Banken in Berlin lieferte Prof. Dr. Christiane Weiland, Leiterin Studiengang BWL-Bank an der DHBW Karlsruhe, einen Überblick über die internationale Umsetzung der Baseler Standards: Wie werden Anwendungsbereiche außerhalb Europas definiert? Welche Erleichterungen werden kleineren Banken eingeräumt? Sie untersuchte eine Übertragbarkeit der Modelle auf europäische Banken und lieferte eine Einschätzung der hierdurch geschaffenen Erleichterungen.

Ihr Credo: “Die Herausforderungen der nächsten Jahre werden nicht durch komplexere Regulierungsstandards gelöst werden. Sie müssen vielmehr durch ein nachhaltiges Geschäftsmodell, eine ausreichende Kapitalisierung, eine anreizkompatible Corporate Governance und Risikokultur und eine hinreichende IT-Sicherheit gewährleistet werden.“

Für Regulierung und Aufsicht ergibt sich hierdurch eine stärkere Bedeutung der Säule II. Dies erfordert allerdings mehr Mut zur prinzipienorientierten Aufsicht - und aufgrund der heterogenen Struktur der europäischen Bankensysteme und der dezentralen Aufsichtsstruktur in Europa ist dies nicht so einfach wie in anderen Jurisdiktionen auszugestalten.

2020 steht die Umsetzung der Basel III-Finalisierung in Europa an. Hierfür fordert Christiane Weiland eine sensible Herangehensweise, bei der ein zusätzlicher Nutzen für Finanzstabilität und Wettbewerbsgerechtigkeit sorgfältig geprüft wird.

Die Tagung bot einen interessanten Austausch über alles, was regionale Banken gerade beschäftigt: Von Best practices, wie vor Ort ein Open Banking Ecosystem eröffnet werden kann (mit oder ohne Bio-Eier) über Google und Datennutzung bis hin zu Optionen, wie durch mehr Proportionalität in der Regulierung der Leidensdruck vermindert werden könnte - offene Statements, inspirierende Diskussionen und ein tolles Kamingespräch.

Informationen zum Studiengang Bank finden Sie hier: https://www.karlsruhe.dhbw.de/bk/studieninhalte-profil.html
... und weitere Projekte auch hier: https://www.karlsruhe.dhbw.de/bk/aus-lehre-forschung/aktuelles.html#anchor-main-content

Text: WL, Foto: Handelsblatt