WKK-Symposium - Westküstenkliniken wollen Studiengang für Physician Assistants aufbauen

Beim Kampf gegen den Fachkräftemangel setzen die Westküstenkliniken auf neue Berufsbilder und wollen an der Westküste einen Studiengang zum Physician Assistant aufbauen.

WKK-Geschäftsführerin Dr. Anke Lasserre hat ein klares Ziel. Sie will gut ausgebildete Menschen an die Westküste und ihr Krankenhaus binden oder sogar aus anderen Regionen hierher holen. Ein Mittel dazu kann aus ihrer Sicht ein Studiengang zum so genannten Physician Assistant sein. Ein Beruf, der eine Schnitt-stelle zwischen Medizin und Pflege darstellt und durch die Übernahme medizinischer Aufgaben insbesondere Ärzten mehr Frei-raum für die Patientenversorgung schaffen kann.

„Wir haben dazu bereits Konzepte erarbeiten und können uns gut vorstellen, einen entsprechenden Studiengang hier an der Westküste aufzulegen“, sagte die Geschäftsführerin am Mittwoch bei einem Symposium der Westküstenkliniken zum Fachkräftemangel.

Das Konzept des Physician Assistant wurde von Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Dr. Heiner Garg positiv aufgenommen. Der Minister ließ bei dem Symposium Sympathien für die Einführung des neuen Berufes im Norden erkennen. „Wir beide machen das“, sagte er in seiner Rede an die Adresse von Dr. Anke Lasserre.

Schon jetzt nehmen die Westküstenkliniken bei der Ausbildung von Physician Assistants eine Vorreiterrolle im Land ein. Als eine von wenigen Kliniken in Schleswig-Holstein bietet sie zurzeit vier Studierenden zum Physician Assistant die Möglichkeit, den praktischen Teil ihres Studiums in Heide zu absolvieren.

Eine davon ist Martina Dichting. Die junge Frau arbeitet zurzeit in der Klinik für Notfallmedizin der Westküstenkliniken in Heide. Vor den Teilnehmern des Symposiums schilderte sie ihre Motivation, sich in Hamburg für den Studiengang des Physician Assistant eingeschrieben zu haben.

„Ich bin ausgebildete Medizinische Fachangestellte, wollte aber mehr Verantwortung übernehmen und das kann ich als Physici-an Assistant“, erklärte Dichting.

Es sind genau Menschen wie Martina Dichting, die Dr. Anke Lasserre bei ihrer Offensive für den Physician Assitant im Auge hat: hochqualifizierte Fachkräfte aus der Pflege, dem Rettungsdienst oder Praxen, die sich weiterentwickeln wollen.

„Diesen Menschen müssen wir Angebote machen, um sie an die Klinik, aber auch an die Region zu binden“, betonte die Geschäftsführerin.

Bislang gibt es in Deutschland nur sieben Hochschulen, die ei-nen Studiengang zum Physician Assistant anbieten. Die Duale Fachhochschule Baden-Württemberg in Karlsruhe war dabei eine der ersten Einrichtungen, die diesen Studiengang aufgelegt hatten. Studiendekan Prof. Dr. Markus Hoffmann konnte daher den Symposiums-Teilnehmern seine überwiegend positiven Erfahrungen schildern, wonach nicht nur die beteiligten Kliniken sondern auch die Absolventen seiner Hochschule zufrieden mit ihrer Berufswahl waren.

„Durch das Studium zum Physician Assistant konnten Kliniken hochqualifizierte Mitarbeiter halten und die Absolventen selber sind zufriedener als vorher mit ihren Aufgaben“, erklärte Prof. Dr. Hoffmann.

Ob und wann ein entsprechender Studiengang auch in Heide eingerichtet werden kann, ist aber trotz des erklärten Willens der Westküstenkliniken offen. Denn das wurde auf dem Symposium auch deutlich: Sowohl in der Ärzteschaft als auch in der Pflege und auf Fachebene des Ministeriums wird der Physician As-sistant noch skeptisch betrachtet.

„Durch unser Symposium haben wir aber einen Beitrag dazu geleistet, Skepsis abzubauen und ich hoffe, dass wir mittelfristig auch hier in Heide Studienplätze für Physician Assistants anbie-ten können“, so Dr. Anke Lasserre abschließend.

Stichwort Physicican Assistant

In den USA, Großbritannien oder den Niederlanden stellt der Physician Assistant bereits ein etabliertes Bindesglied zwischen Arzt, Pflegekraft und Patienten dar. In der Regel übernimmt der Physician Assitant medizinische Aufgaben. Ganz praktisch sind das Vorgespräche zur Patientenaufklärung, Erhebung der Krankengeschichte, Dokumentationsaufgaben oder auch Untersuchungen. „Alle Aufgaben erfolgen aber immer in Rücksprache mit einem Arzt“, erklärt Martina Dichting, P.A.-Studierende an den Westküstenkliniken. „Die Physician Assistants entlasten die Ärzte. Gerade wir Chef- und Oberärzte haben dadurch mehr Zeit für die Patienten und zur Ausbildung unserer Assistenzärzte“, berichtet Angela Grothe-Reith, Chefärztin im westfälischen Rheine, auf dem Symposium des WKK zu dem Thema.

Für das Studium zum Physician Assistant ist eine vorherige Aus-bildung in einem medizinischen oder pflegerischen Beruf wie Gesundheits- und Krankenpflege, Rettungsassistent oder Medizinische Fachangestellte notwendig. Das Studium selber dauert drei Jahre und endet mit einem Bachelor-Abschluss.

Trotz der guten Erfahrungen in anderen Ländern gibt es in Deutschland in der Ärzteschaft und bei Vertretern der Pflege kritische Stimmen. Während die Medizin die Verlagerung von Aufgaben kritisch sieht, fürchtet die Pflege durch die Einführung des neuen Berufsbildes, dass dadurch ausgebildete Pflegekräfte verloren gehen.

Befürworter wenden dagegen ein, dass gerade durch das Studium wechselwillige Pflegekräfte im Krankenhaus gehalten werden und alle Berufsgruppen Entlastung erfahren.

Hier finden Sie die Pressemitteilung als PDF.

Text WKK