Zunehmend smarter - Zahlungsverkehr in der Digitalisierung

BankenDialog Karlsruhe mit Burkhard Balz – Deutsche Bundesbank

Safety first - mit viel Abstand und sehr vielen Online-Teilnehmern fand Ende Oktober der erste hybride BankenDialog Karlsruhe mit Burkhard Balz, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank, statt.
Der Rektor der DHBW Karlsruhe, Prof. Dr. Stephan Schenkel, begrüßte die rund 150 Teilnehmer*innen und unterstrich die Aktualität der Thematik, die sehr gut an einen der neuen Schwerpunkte im Curriculum des Studiengangs BWL-Bank ‚Digitalisierung verstehen und gestalten‘ anknüpfe.
Prof. Dr. Christiane Weiland, Leiterin Studiengang BWL-Bank, unterstrich in ihrer Einführung die Dynamik, die sich im Zahlungsverkehr – auch durch den Eintritt neuer Player - in den vergangenen Jahren entwickelt. „Nicht erst, aber verstärkt auch durch die Ankündigung von Libra stellen sich vor allem für Regulierung und Staaten unter anderem zwei zentrale Fragen: Wie sollen Kryptowährungen in einem Spannungsfeld von Rechtssicherheit, Verbraucherschutz und Finanzstabilität reguliert werden, ohne Innovationen zu bremsen? Und sollen Staaten eigene ‚stable coins‘ wie beispielsweise einen digitalen Euro emittieren?“
Um diese Fragen zu beantworten, stellte sie Burkhard Balz, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank, als prädestinierten Referenten vor, der Entwicklungen skizzieren und Einschätzungen liefern könne. Im Rahmen seiner Mitgliedschaft im Wirtschafts- und Währungsausschusses des Europäischen Parlaments war er ein aktiver Mitgestalter verschiedener europäischer Vorhaben und ist aktuell Mitglied einer europäischen High Level Task Force zur möglichen Einführung eines digitalen Euros.
„Wir erleben einen strukturellen Wandel hin zum digitalen Bezahlen. Das hat weitreichende Konsequenzen: auf Marktstrukturen und Anbieter, auf Daten-, operationelle und Cybersicherheit – nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa,“ startete Burkhard Balz seine Analyse. Er schilderte pointiert den, auch durch die Corona Pandemie bedingten, Digitalisierungsschub und die nachhaltigen Auswirkungen auf das Zahlungsverhalten: „Obwohl Banken und Bankkonten weiter eine große Rolle spielen, werden für Kunden die neuen Akteure – BigTechs und internationale Kartensysteme sowie die jeweilige App als digitale Kundenschnittstelle – bedeutsamer.“
Im Unterschied zu klassischen Banken, für die der Zahlungsverkehr ein Element ihrer Ertragsquellen darstellen muss, haben BigTechs eine andere Intention. Sie bauen mit der Integration von Zahlungsfunktionen in ihre Ökosysteme ihre Marktmacht aus und sind vor allem an der gewinnbringenden Nutzung der hierdurch generierten Daten interessiert.
In seinem Vortrag skizzierte Burkhard Balz mögliche privatwirtschaftliche Antworten für die Entwicklung europäischer Lösungen wie die European Payments Initiative EPI. Und er verdeutlichte, wie durch das Eurosystem TARGET Instant Payments System (TIPS) die Grundlage für europaweite Echtzeitzahlungen geschaffen wurde. Seine Einschätzung: „Es wird entscheidend darauf ankommen, schnell konkrete Ergebnisse zu erzielen.“
Eine große Bedeutung habe auch ein adäquater regulatorischer Rahmen. Initiativen in Deutschland wie die Novelle des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen oder die Anpassung des Zahlungsdiensteaufsichtsgesetzes begrüßte Balz ausdrücklich. Darüber hinaus hält er vor allem europäische Vorhaben wie das im Rahmen des Digital Finance Package geschnürte Maßnahmenpaket für essenziell.
Sehr differenzierte Äußerungen machte der Experte auch zu den Überlegungen um die Einführung eines digitalen Euro: „Ein digitaler Euro könnte in Zukunft notwendig werden. Insbesondere spielen hier die zurückgehende Bedeutung von Bargeld oder die Pläne zur Ausgabe von global nutzbaren stable coins wie Libra eine Rolle.“ Für ihn gibt es bei diesem Thema jedoch keine einfachen Antworten, „denn die Ausgabe von Zentralbankgeld in digitaler Form an jedermann könnte Auswirkungen auf das bewährte Zusammenspiel zwischen Zentralbank und Geschäftsbanken haben. Vor- und Nachteile müssen sorgfältig gegeneinander abgewogen werden.“
Prof. Dr. Christiane Weiland dankte Burkhard Balz für seinen überzeugenden Vortrag, der nicht nur auf viele konkrete aktuelle Vorhaben einging, sondern auch geschickt das Bild vom großen Ganzen mit den inhärenten Herausforderungen zeichnete. Sie resümierte nach der anschließenden umfassend und sehr aktiv geführten Diskussion, dass die Entwicklungen nicht nur im Hinblick auf den Zahlungsverkehr in der Digitalisierung, sondern auch grundsätzlich in Bezug auf die digitale Transformation der Geschäftsmodelle von Banken spannend bleiben werden; vor allem, weil eine entsprechende Weiterentwicklung sowohl schnell als auch sehr sorgfältig zu erfolgen habe.

Die vollständige Rede ist auf den Seiten der Deutschen Bundesbank veröffentlicht:
https://www.bundesbank.de/de/presse/reden/zunehmend-smarter-zahlungsverkehr-in-der-digitalisierung-849008

Der BankenDialog Karlsruhe ist eine Plattform zur Förderung des Gedankenaustauschs innerhalb der Finanzierungscommunity der TechnologieRegion Karlsruhe. Er wird veranstaltet vom Studiengang BWL-Bank unter der Leitung von Prof. Dr. Christiane Weiland. Unterstützt wird der BankenDialog durch die Deutsche Bundesbank und die L-Bank.
Weitere Informationen: www.bankendialog-karlsruhe.de

Informationen zum Studiengang BWL-Bank: https://www.karlsruhe.dhbw.de/bk/studieninhalte-profil.html

 Text: WL/DI, Foto: DHBW KA//Julian Popov