Aus der Hochschule – Studierende berichten
Justin Hüsges, Wirtschaftsinformatik, 4. Semester - Auslandssemester an der American University in Bulgaria (AUBG)
Ich bin Justin Hüsges, dual Studierender im Studiengang Wirtschaftsinformatik Software Engineering. Im Rahmen meines Studiums hatte ich von Januar bis Mai 2024 das Glück, meine dritte Theoriephase an der American University in Bulgaria (AUBG) in Blagoevgrad, Bulgarien, zu verbringen. In diesem Artikel möchte ich meine Erfahrungen während dieser Zeit und ihre Auswirkungen auf meine persönliche und berufliche Entwicklung vorstellen.
Die Universität
Ein großartiger Aspekt meines Studiums an der AUBG im Vergleich zur DHBW Karlsruhe ist die einzigartige Campus-Atmosphäre mit rund 1000 Studierenden. Diese Gemeinschaft fördert das gemeinsame Lernen, die Zusammenarbeit an Projekten und zahlreiche Events sowie Vorträge auch am Wochenende. Zu den spannendsten Vorträgen gehörte die "Free-Market-Road-Show", bei der Sprecher*innen aus den verschiedensten Ländern ihre Expertise zum freien Markt präsentierten und zum Austausch und zu Diskussionen angeregt haben.
Das Unisystem orientiert sich stark am amerikanischen Modell: Midterms, Abgaben, Gruppenprojekte und Final Exams sorgen für eine abwechslungsreiche und praxisnahe Ausbildung. Die Uni hat mir eine gute Möglichkeit gegeben, mich persönlich weiterzuentwickeln, da ich mein Verständnis und die Anpassungsfähigkeit gegenüber einem neuen Umfeld in einer fremden Kultur ausbauen konnte. Fähigkeiten, die ich in meiner beruflichen Zukunft für äußerst wertvoll halte.
Des Weiteren konnte ich meine fachlichen Kenntnisse in Fächern wie Corporate Finance, Management Information Systems und einigen weiteren auf ein neues Niveau heben. Dank der kleinen Kursgrößen und der intensiven Interaktion mit den Dozierenden, die mich ständig in die Vorlesungen einbezogen haben, war das Lernen besonders effektiv.
Ein häufig zitierter Satz auf dem Campus war "AUBG is the place to be". Diesem kann ich nur zustimmen, denn die Universität bietet exzellente akademische und praktische Lernmöglichkeiten, die es ermöglichen, hohe fachliche Kompetenzen zu entwickeln. Gleichzeitig eröffnet sie ausgezeichnete Chancen zur persönlichen Weiterentwicklung durch eine engagierte Gemeinschaft.
Herausforderungen
Mein Aufenthalt war jedoch nicht frei von Herausforderungen. Außerhalb der Universität spricht nur ein kleiner Teil der Bevölkerung Englisch, was die Kommunikation erschwerte. Bulgarien, das ärmste Land der EU, offenbart seine wirtschaftlichen Schwierigkeiten durch niedrige Löhne (Mindestlohn: 2,85€), ein starkes soziales Ungleichgewicht innerhalb der Bevölkerung, heruntergekommene Gebäude und alte Fahrzeuge. Diese Eindrücke gaben mir Anlass, meine eigenen Lebensumstände in Deutschland aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Die Mehrheit der Bulgar*innen zeigte sich trotz der prekären Lebenssituation sehr freundlich und hilfsbereit, was mich lehrte, immer das Beste aus den vorhandenen Gegebenheiten zu machen.
Blagoevgrad ist eine eher kleine Stadt und abgesehen von den Studierenden sind internationale Besuche*innen selten. Meine Präsenz weckte oft Interesse bei den Einheimischen, die mich nach meiner Herkunft fragten und so den kulturellen Austausch förderten.
Kultureller Austausch
Die AUBG hat sich sehr dafür eingesetzt, uns Studierenden die bulgarische Kultur näherzubringen. Durch eine informative Orientierungswoche und regelmäßig organisierte Exkursionen über das Semester hinweg erhielt ich nicht nur Einblicke in die Sprache, sondern auch in das Alltagsleben der Einheimischen. Die Universität förderte auch den Austausch unter den Studierenden aus über 45 Ländern durch diverse Kennenlernveranstaltungen und schuf eine fast familiäre Atmosphäre auf dem Campus.
Mein täglicher Umgang mit Kommiliton*innen aus der ganzen Welt hat nicht nur meine Englischkenntnisse beträchtlich verbessert, sondern mir auch tiefere Einblicke in eine Vielzahl kultureller Perspektiven ermöglicht. Besonderes Highlights waren Workshops, bei denen ich tiefer in die bulgarische Kultur eintauchen konnte – von der Zubereitung traditioneller Gerichte bis hin zur Entdeckung lokaler Bräuche.
Während der Intercultural Week hatte ich die Ehre, Deutschland zu vertreten und meine Kultur durch das Zubereiten von heimischen Gerichten vorzustellen. Diese Erlebnisse haben nicht nur meinen Horizont erweitert, sondern auch meine Fähigkeiten in interkultureller Kommunikation gestärkt – eine unverzichtbare Kompetenz in unserer global vernetzten Welt.
Fazit
Nach einem unvergesslichen Semester an der AUBG bin ich zurück in Deutschland – im Gepäck: ein Koffer voller Erinnerungen, neue Freundschaften und eine erweiterte Weltanschauung. Die Erfahrungen, die ich gesammelt habe, sind unbezahlbar und haben mich enorm bereichert. Ich ermutige jeden, der die Möglichkeit hat, sich auf ein solches Abenteuer einzulassen. Ein Auslandssemester öffnet nicht nur Türen zu neuen kulturellen Verständnissen, sondern erweitert auch berufliche Perspektiven und fördert persönliches Wachstum. Abschließend möchte ich noch der DHBW und vor allem dem International Office an der DHBW Karlsruhe für die Unterstützung bedanken.
Ein herzliches Dankeschön an alle, die an meiner Reise Anteil genommen haben – es war eine Zeit voller Lernen, Entdecken und Wachsen. Ich hoffe, dass mein Bericht euch inspiriert und einen guten Einblick in das Auslandssemester an der AUBG gegeben hat.
Text: Justin Hüsges, DI; Foto: privat