DHBW Karlsruhe im Fernsehen
Experte erklärt den Erfolg des Reality-Fernsehformats Dschungelcamp
Am vergangenen Wochenende startete RTL die 18. reguläre Staffel von "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!". Ein Reality-TV-Format, das für Diskussionen sorgt, aber seit über zwanzig Jahren sehr erfolgreich ist. Laut AGF Videoforschung erreichte die erste Folge beeindruckende 4,0 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 18,9 Prozent.
Im Interview mit RTL Aktuell (TC 15:05) nennt Jan Michael Rasimus, Leiter des Eye-Tracking-Labors der DHBW Karlsruhe, insbesondere psychologische Gründe, die die große Beliebtheit des TV-Formats in der Kernzielgruppe der 14- bis 49-Jährigen erklären. Dabei stehen Eskapismus – also die Flucht aus dem Alltag in unterhaltsame Welten –, gemeinsame „Lagerfeuer-Momente“ und parasoziale Beziehungen zu Stars aus Reality-TV-Formaten oder Social-Media-Kanälen im Fokus. Gerade die Generation Z (zwischen 1995 und 2010 Geborene) fühlt sich durch regelmäßige Kontakte und häufig sehr privaten Einblicke, die Dschungelcamp-Teilnehmer*innen über soziale Medien gewähren, oft vertraut – manchmal sogar fast freundschaftlich verbunden. Diese emotionale Nähe verstärkt auch ambivalente Gefühle, hauptsächlich, wenn sie bei Dschungelprüfungen an ihre Grenzen gehen oder in gruppendynamische Prozesse involviert sind.
Während soziale Netzwerke bei der Erstausstrahlung 2004 noch kaum verbreitet waren und erst mit Aufkommen von Smartphones eine größere Rolle spielten, hat das mobile Endgerät den Medienkonsum grundlegend verändert. Es dient heute als sogenannter „Second Screen“ – ein zweiter Bildschirm, der es ermöglicht, sich in Echtzeit mit Gleichgesinnten auszutauschen. Social Media hat Reality-TV zu einem globalen und interaktiven Phänomen gemacht. Der "Second Screen" ist inzwischen unverzichtbar: Die Unterhaltung endet nicht mehr mit dem Schluss der Folgen, sondern wird durch Memes, Kommentare und intensive Diskussionen (#ibes) in sozialen Netzwerken weitergeführt.
„Früher nahmen Promis vor allem am Dschungelcamp teil, um ihre Gage zu sichern oder Titel und Krone zu gewinnen. Heute geht es um weit mehr: Aufmerksamkeit und Reichweite. Für viele Influencer und Reality-Stars ist das Dschungelcamp eine Plattform, um sich ins Gespräch zu bringen und als Marke zu positionieren.“, resümiert Rasimus. Der eigentliche Wettbewerb findet somit längst nicht mehr nur im Camp statt, sondern auch abseits davon – in sozialen Netzwerken, wo Likes, Follower und Engagement über Karrieren entscheiden.
Diese Entwicklung spiegelt den Wandel der gesamten Medienlandschaft wider. Reality-TV ist für viele längst kein Stigma mehr, sondern ein lukrativer Karriere-Booster oder ein strategisches Sprungbrett für andere TV-Formate. Plattformen wie Netflix, YouTube und TikTok haben das Genre mittlerweile diversifiziert und weiter etabliert.
Das Dschungelcamp bleibt ein faszinierendes Phänomen – unterhaltsam, kontrovers und ein Sinnbild für den medialen Wandel der letzten 20 Jahre. Und für Millionen ein willkommenes Format, um dem Alltag zu entfliehen und „ihren“ Stars im Dschungel möglichst nah zu sein.
Hier (15:05) geht’s zum Statement. Weitere Informationen.
Text: RM, Bild: RTL Aktuell, 25.01.2025 / DHBW Karlsruhe