Keynote: Balance zwischen weiterhin erforderlicher Überlebenssicherung und notwendiger Zukunftsorientierung: Die Rolle der Förderbanken in Krisenzeiten

Edith Weymayr, Vorsitzende des Vorstands, L-Bank Keynote im Studiengang Bank an DHBW Karlsruhe am 08.04.2022

“Die L-Bank und alle Förderbanken waren in den letzten beiden Jahren so relevant und gefragt wie nie zuvor; und ein Ende dieser Entwicklung ist auch angesichts des Kriegsausbruchs in der Ukraine nicht in Sicht. Umso bedeutsamer ist es, dass die Balance zwischen weiterhin erforderlicher Überlebenssicherung und notwendiger Zukunftsorientierung gewahrt wird.“

Edith Weymayr, Vorsitzende des Vorstands der L-Bank, sprach im Studiengang Bank über die Rolle von Förderbanken in Krisenzeiten. Wenngleich unfreiwillig - so kennt sich die Referentin der heutigen Keynote doch sehr gut mit dem Navigieren im Sondermodus aus. Wenige Monate nach ihrem Start bei der L-Bank im Januar 2020 sorgte die Corona Pandemie für Herausforderungen, bei deren Mitigierung Förderbanken eine wesentliche Rolle zukam. Zwei Jahre später wurde die Erwartung des wirtschaftlichen Wiederaufschwungs durch die russische Aggression in der Ukraine jäh zunichte gemacht.

Zur Lenkungsfunktion, die Förderbanken in ihrer originären Aufgabe entfalten sollen, kommt daher seit zwei Jahren in großem Umfang eine Rolle hinzu, die im Grundsatz gar nicht angelegt ist. So wird für die wirtschaftliche Unterstützung durch Coronahilfen und andere Hilfsprogramme die vorhandene Infrastruktur von Förderbanken im Auftrag des Staates genutzt. Dieser Ansatz erscheint situationsbedingt sinnvoll, muss aus marktwirtschaftlicher Perspektive in mittelfristiger Sicht jedoch sorgfältig begrenzt und zurückgefahren werden.

Die Förderbilanz der L-Bank zeigt: Förderbanken sind in diesen Krisenzeiten stärker denn je gefordert und gefragt: Im zweiten Jahr in Folge stieg das Fördervolumen deutlich über das Vorjahresniveau und liegt mit 15,2 Mrd. EUR per Ende 2021 nun um 83 % über dem Vor-Corona Niveau Ende 2019.

Zusätzlich zu den auch im regulären Geschäft stetig steigenden Antragszahlen wurden seit März 2020 insgesamt 556.420 Corona-Zuschüsse beantragt. Damit hat sich die Zahl der Antragstellungen seit Beginn der Corona Pandemie um den Faktor 2,5 erhöht. In die Abwicklung waren fast alle Bereiche der L-Bank involviert. Und diese endet nicht mit der Auszahlung der Hilfen, da das Verwaltungsrecht in seiner Umsetzung eine strenge Überprüfung in der Rückschau der Betrachtungszeiträume fordert.

„Die umfassenden Unterstützungen haben dazu geführt, dass die Marktwirtschaft teilweise außer Kraft gesetzt wurde und es aktuell so wenig Insolvenzen wie nie zuvor gibt. Jetzt müssen wir langsam wieder rauskommen vom Überlebungssicherungsmodus in den Lenkungsmodus.“, fordert Edith Weymayr.

Die Hoffnung, dass die Omikron Variante mit dem eher milden Verlauf für einen kräftigen Erholungseffekt der Wirtschaft sorgt, hat sich mit dem russischen Angriff auf die Ukraine zerschlagen. Die neue Zäsur nach Pandemie führt dazu, dass die exportorientierten Unternehmen in Baden-Württemberg in besonderem Maße unter den gestörten Lieferketten und den hohen Rohstoffpreisen leiden werden.

Für die L-Bank ist es wesentlich, neben den Sonderaufgaben auch die Weiterentwicklung ihres hohen Anspruchs an ihren Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung nicht aus den Augen zu verlieren. Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung – Sustainable Development Goals SDG –, die von den Vereinten Nationen formuliert wurden, bieten einen konzeptionellen Rahmen, um Förderwirkungen zu messen.

Die Keynote von Edith Weymayr war Höhepunkt und Abschluss der Vorlesung Nationales Förderkreditgeschäft im Studiengang Bank.

Die Vorlesung wurde federführend verantwortet durch Prof. Dr. Christiane Weiland. Im Rahmen der Vorlesungen warfen Spezialisten aus verschiedenen Bereichen der L-Bank Schlaglichter auf Förderbereiche, -strukturen und Rahmenbedingungen des nationalen Förderkreditgeschäfts. In einem separaten Teil vermittelte Torsten Volkmann, Vorstand der Spitzmüller AG, Inputs zur Innovations- und Investitionsberatung. Großes Dankeschön an alle für ihr Engagement!

Text und Foto: WL