Klimaschutz und die Rolle der Notenbanken

Dr. Patricia Staab beim BankenDialog Karlsruhe 2021

Im zweiten BankenDialog Karlsruhe 2021 sprach Dr. Patricia Staab, Präsidentin der Hauptverwaltung Baden-Württemberg der Deutschen Bundesbank über Klimaschutz als Herausforderung für das Finanzsystem und untersuchte mögliche Beiträge der Notenbanken.

„Die UN Klimakonferenz COP26 steht Anfang November dieses Jahres vor der Tür und ein aktueller UN Klimabericht hält die vorhandenen Anstrengungen bei weitem nicht für ausreichend, die Pariser Klimaziele zu erreichen“ – mit dieser Aussage unterstrich Prof. Dr. Christiane Weiland die Relevanz der Thematik und begrüßte die vielen Teilnehmer, die im Audimax der DHBW und online am Vortrag teilnahmen.

Zu Beginn ihres Vortrags zeigte Dr. Patricia Staab eindrucksvoll, wie der Klimawandel auf die Finanzmärkte wirkt. Physische und transitionale Risiken aus dem Übergang zu einer kohlenstoffärmeren Wirtschaft treffen Unternehmen und Banken als Kreditgeber: „Je später und je abrupter die notwendigen Maßnahmen für den Übergang zu einer kohlenstoffärmeren Wirtschaft umgesetzt werden, desto ausgeprägter werden die Risiken. Das birgt große systemische Gefahren für die Finanzstabilität.“

An den Finanzmärkten zeigt sich ein positiver Trend für nachhaltige Investments. Allerdings sind die Definitionen noch nicht einheitlich und es existieren parallele Standards.

Welche Rolle können Zentralbanken hierbei spielen? Es sind Ansatzpunkt in vielen verschiedenen Bereichen, die die Referentin benennt und mit Beispielen unterlegt. Von der Bankenaufsicht über die Geldpolitik bis hin zu internationalen Kooperationen ergeben sich mögliche Beiträge.

Zunächst gilt es darauf zu achten, dass klimabezogene Risiken adäquat durch die Banken gemessen und gesteuert werden. Gefahren für die Finanzstabilität müssen vermieden werden. Hierfür ist ein

tiefes Verständnis nötig, inwiefern welche Institute von Klimarisiken betroffen sind oder sein werden: „Der gesamtwirtschaftliche Klimastresstest der EZB war hierzu ein wichtiger Anfang. Mit einem Datensatz, der transitorische und physische Klimarisiken identifiziert und quantifiziert, wurden die Auswirkungen des Klimawandels auf mehr als vier Millionen Unternehmen weltweit und 1.600 Banken im Euro-Währungsgebiet über einen Zeitraum von 30 Jahren simuliert, so Patricia Staab.

Auch in der Geldpolitik besteht ein Interesse, klimabezogene Risiken bei Finanzprodukten offenzulegen. Um hierzu mehr und bessere relevante Daten und Informationen zu er-halten, könnte das Eurosystem in einem ersten Schritt für geldpolitische Zwecke nur solche Wertpapiere kaufen oder als Sicherheiten annehmen, deren Emittenten bestimmte klimarelevante Berichtspflichten erfüllen. Und es sollte geprüft werden, lediglich Ratings zu verwenden, bei denen die Ratingagenturen klimabezogene finanzielle Risiken angemessen und nachvollziehbar berücksichtigt haben. Das Eurosystem könnte mit derartigen Maßnahmen zu einer verbesserten Transparenz an den Finanzmärkten beitragen und als Katalysator für ein nachhaltiges Finanzsystem wirken: „Klare Standards und mehr Transparenz sind entscheidend, damit nachhaltige Finanzen ihre volle Kraft entfalten können.“

Die Bundesbank engagiert sich auch durch internationale Kooperationen für den Klimaschutz. So ist sie u. a. Gründungsmitglied eines globalen Netzwerks von Zentralbanken und Aufsichtsbehörden, dem ‚Network for Greening the Financial System‘ oder kurz NGFS.

Das Fazit der Referentin: „Wird der Klimawandel nicht gebremst, verliert auch der Finanzsektor. Finanzmärkte spielen eine Schlüsselrolle im Kampf gegen den Klimawandel. Klare Standards und Transparenz sind entscheidend für die weitere Entwicklung nachhaltiger Finanzanlagen. Auch Zentralbanken müssen sich beteiligen. Die Bundesbank leistet ihren Beitrag zu einem nachhaltigeren Finanzsystem –national und international.“

Eine klare Grenze für die Rolle, die Notenbanken im Rahmen ihres Mandats leisten können, zog Patricia Staab aber auch: „Zentralbanken können kein Ersatz für eine ehrgeizige und gezielte Klimapolitik sein. Dies ist Aufgabe der Regierungen, die die dafür notwendige demokratische Legitimierung haben.“

Der BankenDialog Karlsruhe ist eine Plattform zur Förderung des Gedankenaustauschs innerhalb der Finanzierungscommunity der TechnologieRegion Karlsruhe. Er wird veranstaltet vom Studiengang BWL-Bank unter der Leitung von Prof. Dr. Christiane Weiland. Unterstützt wird der BankenDialog durch die Deutsche Bundesbank und die L-Bank.

Weitere Informationen: www.bankendialog-karlsruhe.de

Informationen zum Studiengang BWL-Bank finden Sie hier.

Text: WL/N.N., Foto: DHBW KA (Anthea Kleiner)