Risiko, Ertrag - Paris Alignment? Die Berücksichtigung von Klimawirkungen in der Portfolio Allokation

Beitrag von David Jablonski und Prof. Dr. Christiane Weiland in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen

Die Begrenzung des Klimawandels und die Anpassung an veränderte klimatische Bedingungen machen eine grundlegende Transformation hin zu einer emissionsneutralen Wirtschaft erforderlich. Durch die Politik gesetzte Rahmenbedingungen – darunter das Ziel des Übereinkommens von Paris zur Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad – unterstreichen den Nachhaltigkeitsimperativ in der heutigen Zeit. Für Wissenschaft, Politik und Wirtschaft ergeben sich Herausforderungen nicht nur auf der Zeitachse, sondern auch im Hinblick auf die Finanzierung der sozioökonomischen Transformation.

Es gilt, ambitionierte Finanzierungsvolumina zu mobilisieren und eine sinnvolle Strukturierung der Finanzierung vorzunehmen, um für eine effiziente Risikoallokation zu sorgen sowie gleichzeitig eine zielgerichtete Lenkungsfunktion der Kapitalströme zu bewirken. Daher kommt dem Finanzsektor insgesamt und insbesondere dem Kapitalmarkt eine große Bedeutung zu.

Auch bei Investoren wächst das Interesse an nachhaltigen Anlagen dynamisch. In der konkreten Auswahl von Anlagen stellt sich deshalb die grundlegende Frage, wie Nachhaltigkeitskriterien – neben klassischen Rendite-Risiko-Erwägungen – adäquat berücksichtigt werden können. „Ansätze für die Berücksichtigung von Klimawirkungen, beispielsweise der Kompatibilität mit dem 1,5-Grad-Ziel des Pariser Übereinkommens, stecken noch in den Kinderschuhen.” konstatiert Christiane Weiland, Leiterin des Studiengangs Bank an der DHBW Karlsruhe.

Der Beitrag setzt in diesem Spannungsfeld an und entwickelt einen Ansatz für eine um Klimawirkungen erweiterte Portfolio-Allokation, der die Kompatibilität mit dem Pariser Klimaziel, also das Paris Alignment des Portfolios, als Prämisse setzt. Christiane Weiland fasst das Konzept so zusammen: „Werden Klimawirkungen neben klassischen Risiko- und Ertragsparameter in die Entscheidung einbezogen, so können diese beispielsweise auf eine mit dem 1,5-Grad-Ziel-kompatible Allokation, das heißt Paris Alignment, abzielen, innerhalb derer die höchste erreichbare risikoadjustierte Rendite angestrebt wird.”

In einer empirischen Untersuchung wird der Ansatz sodann auf Aktienwerte angewendet – mit zwei wesentlichen Erkenntnissen. Zunächst die weniger gute Nachricht: David Jablonski weist auf die schlechte Klimabilanz des europäischen Aktienmarktes hin: „Die empirische Untersuchung anhand europäischer Markt- und Klimadaten offenbart die Fehlausrichtung des europäischen Aktienmarkts zum Pariser Klimaziel.”

Jetzt die gute Nachricht: Entgegen der intuitiven Annahme, eine Portfolio-Allokation unter Berücksichtigung von Klimawirkungen würde Zugeständnisse bei den risikoadjustierten Renditen erfordern, stellt sich eine wechselseitig bedingte Verbesserung der Klimawirkung und der risikoadjustierten Rendite ein, so das interessante Resümee von David Jablonski: „Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass ein Portfoliomanagement, das Klimawirkungen in den Allokationsentscheidungsprozess integriert, mit Blick auf Risiko und Ertrag überlegene Ergebnisse erzielen kann.”

Der Beitrag basiert auf einer Bachelor Arbeit im Studiengang Bank von David Jablonski, L-Bank - Staatsbank für Baden-Württemberg. Die Arbeit wurde von Prof. Dr. Christiane Weiland betreut und mit zwei Preisen ausgezeichnet.

(Jablonski, D. / Weiland, C.: Risiko, Ertrag - Paris Alignment? Die Berücksichtigung von Klimawirkungen in der Portfolio Allokation, in: Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen, H. 2 / 2023, S. 70-76.)

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Text: WL/DI, Foto: WL/JA