Studie der DHBW untersucht, wie Studierende mit einem Online-Studium zurechtkommen
Ermittlung von Schlüsselfaktoren, die zu einer besseren Online-Studierfähigkeit beitragen
Was zeichnet Studierende aus, die mit einem Online-Studium zurechtkommen? Das untersuchten Forschende der Dualen Hochschule Baden-Württemberg. Die Professor*innen Kay Berkling, Ph.D., Leiterin Studiengang Informatik, DHBW Karlsruhe, Dr. Carmen Winter, Leiterin Studiengang Informatik, DHBW Stuttgart und Dr. Dirk Saller, Leiter Studiengang Angewandte Informatik, DHBW Mosbach, nutzten den Lockdown während der Pandemie, und die dadurch erzwungene Transformation zu einer flächendeckenden Online-Lehre und befragten 196 Studierende der Informatik an der DHBW. Auf einer Skala von 1-10 der Studierfähigkeit ergaben sich hierbei zwei Verteilungen aufgrund der eigenen Angaben. Davon schätzen sich deutlich 40 als nicht online Studierfähig ein und 148 deutlich als Studierfähig ein.
Die Online Learning Readiness Scale (OLRS) und ein Test zur emotionalen Intelligenz (TEIQue-SF), in der Literatur bekannte Umfragen zur Studierfähigkeit, konnten nun auf beide Gruppen angewendet und im Vergleich ausgewertet werden. Ziel war, die Eigenschaften beider Gruppen im Kontrast zu erkennen, um hieraus Vorhersagen für Online Studierfähigkeit herauszuarbeiten, die Studierenden eine Entscheidungshilfe bietet bei der freiwilligen Auswahl eines online Studienangebotes.
Die Ergebnisse des OLRS waren zweigeteilt: Selbstgesteuertes Lernen galt als schwierig für beide Gruppen, jedoch stärker ausgeprägt in der Gruppe geringerer selbst eingeschätzter Online-Studierfähigkeit. Ihr mangelte es insbesondere an der Fähigkeit ein Zeitmanagement zu erstellen und Lernziele einzuhalten. Hier gibt es eine beträchtliche Gruppe, die in diesen Bereichen geschult werden sollte. Dasselbe Phänomen beschreibt die Verteilung der Antworten auf die Fragen zur Steuerung des eigenen Lernfortschritts und zur Wiederholung von Unterrichtsmaterialien bei der Lernendenkontrolle und dem Mut, Fragen in Online-Diskussionen zu stellen sowie im Bereich der Selbstwirksamkeit der Online-Kommunikation. Es handelt sich hier um eine Untermenge der Future Skills, die zur Studierfähigkeit beitragen und bei der beide Gruppen Unterstützung benötigen.
Studierende mit einer höheren emotionalen Intelligenz laut TEIQue-SF kamen besser mit dem Online-Studium zurecht. Sie zeigten eine bessere Fähigkeit, sich an Veränderungen und Stress anzupassen, ihre eigenen Fähigkeiten zu respektieren und das Leben positiv einzuschätzen. Das sind laut Umfrage, die wichtigsten Faktoren im Umgang mit dem Online-Studium.
Die Studie identifiziert Schwachstellen in der Lehre insgesamt, die aber in der Online Lehre erschwert zum Tragen kommen. Es werden Bedarfe aufgezeigt, die durch zusätzliche Schulungen in den Bereichen Lernkontrolle, verbesserte Planung und Selbstwirksamkeit unterstützt werden sollten. Dozierende können z.B. schüchterne Studierende ermutigen, indem sie anonyme Fragen ermöglichen. Die Ergebnisse zeigen, wie sich die curriculare Unterstützung für Soft Skills oder Future Skills durch die Hochschule auf die allgemeine Studierfähigkeit auswirkt.
Die Untersuchung zeigt unter anderem auch, wie wichtig es für die Hochschule ist, die Studierenden in diesem Lebensabschnitt dabei zu unterstützen, an sich selbst und ihre Fähigkeiten und Möglichkeiten zu glauben und das nicht nur in der Online Lehre.
Eine Beschreibung und die Ergebnisse der Studie wurden der IATED Digital Library veröffentlicht. https://library.iated.org/view/BERKLING2021ONL.
Alle Veröffentlichungen sind über Researchgate im Projekt CLUE erhältlich. https://www.researchgate.net/project/CLUE-Corona-Lockdown-University-Experience
Text: DI, BE, Foto: AdobeStock_167920635_Antonioguillem