Ein Schock ungekannten Maßes – die Rolle der Förderbanken zur Stützung der Wirtschaft während der Corona Pandemie

BankenDialog Karlsruhe mit Edith Weymayr – L-Bank

Corona und die Reaktion der Förderbanken - Die adressierte Fragestellung ist aktuell und das Interesse an der Referentin groß: So konnte der Studiengang Bank beim zweiten BankenDialog Karlsruhe 2020 rund 200 Teilnehmer begrüßen, die den Vortrag von Edith Weymayr, seit Anfang des Jahres Vorsitzende des Vorstands der L-Bank, vorwiegend online verfolgten.

Der Prorektor der DHBW Karlsruhe, Prof. Dr. Holger Becker, wies auf die langjährige Tradition der Veranstaltungsreihe hin und stellte heraus, dass neben der Digitalisierung nun auch das Thema Fördergeschäft einen neuen Schwerpunkt im Curriculum des Studiengangs Bank an der DHBW Karlsruhe darstelle.

Prof. Dr. Christiane Weiland, Leiterin Studiengang Bank, zeigte in ihrer Einführung die Unterschiede der aktuellen Situation zur Finanzkrise auf. Damals blickte die Welt auf Banken in Schieflage; Regulierung und Politik versuchten, Schäden des Finanzsystems von der Realwirtschaft fernzuhalten. Jetzt hat die Covid 19 Pandemie die Welt mit voller Breitseite erwischt. Das Virus griff die Gesundheit und damit alle Menschen an und die Maßnahmen zur Eindämmung treffen die Realwirtschaft hart.

Förderbanken spielen für die Umsetzung der Stützungsmaßnahmen eine zentrale Rolle: „Ich sehe mehrere günstige Voraussetzungen für die Wirksamkeit der Förderbanken: Im Unterschied zu geldpolitischen Maßnahmen kann der Einsatz differenzierter und damit zielgerichteter gestaltet werden. In Deutschland wird dieser Effekt noch verstärkt durch die föderale Struktur der Förderbanken.“

Wie haben die Förderbanken ad hoc reagiert, um die wirtschaftlichen Auswirkungen einzudämmen? Vor welchen Herausforderungen standen und stehen Förderinstitute wie die L-Bank und welche Lehren haben sie schon jetzt gezogen?

Edith Weymayr, Vorsitzende des Vorstands der L-Bank, war in den Audimax der DHBW Karlsruhe gekommen, um diese Fragen aus erster Hand zu beantworten und einen tiefen Einblick in den Maschinenraum der Corona Förderung zu geben. Mit ihrem betriebswirtschaftlichen Hintergrund und einer umfassenden Expertise im mittelständischen Kreditgeschäft, die sie vor ihrem Einstieg bei der L-Bank in verschiedenen Leitungsfunktionen, vor allem bei der Commerzbank, in Deutschland und Asien erworben hatte, konnte sie differenziert auf die Rahmenbedingungen der Krise eingehen und fundierte Einschätzungen zu den spezifischen Maßnahmen liefern.

Der Konjunktureinbruch durch die Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 war auch in Baden-Württemberg historisch. Edith Weymayr zeigte dies eindrucksvoll am L-Bank ifo Geschäftsklima Index, der die Einschätzung von 1.200 Unternehmen in Baden-Württemberg hinsichtlich der aktuellen Geschäftslage und ihre Erwartung für die nächsten sechs Monate widerspiegelt. Sie differenzierte die Auswirkungen auf die verschiedenen Wirtschaftssektoren, die teilweise ein starkes Absinken der Eigenkapitalquoten vor allem im Hotel- und Gastronomiebereich und bei den Dienstleistern im Reisebereich zur Folge hatten und dazu führen werden, dass die zweite Welle für diese Unternehmen besonders herausfordernd wird. Im verarbeitenden Gewerbe ist es vor allem die Automobilbranche, die stark betroffen ist.

Die Reaktion der Förderbanken, denen als verlängerter Arm der Politik die Aufgabe des Gegensteuerns zukommt, fällt entsprechend umfassend aus. So wurden von der L-Bank in diesem Jahr bis Ende September über 9 Mrd. EUR und damit fast doppelt so viel Fördervolumen wie im Vorjahreszeitraum herausgereicht. Mit den Maßnahmen wurden fast 400.000 Adressaten über Zuschüsse, Darlehen und andere Kapitalmaßnahmen erreicht. Das größte Programm ist die Soforthilfe Corona, die durch ein Zusammenwirken aller Entscheidungsträger in einem extrem schnellen Abstimmungsprozess umgesetzt werden konnte: „Wenige Tage nach dem Lockdown im März waren wir in der Lage, die Soforthilfe auszuzahlen,“ so die L-Bank Chefin.

Wertvoll für die schnelle Bereitstellung der Maßnahmen war das Nutzen von Erfahrungen aus anderen Programmen: „Ein unglaublicher Vorteil im Rahmen der Konzeption und auch der Abwicklung der Corona Programme war, dass wir viele dieser Instrumente in unserem Hause bereits eingesetzt haben. Wir konnten über die gesamte Breite der Instrumente hinweg das Wissen zusammenführen und die Erkenntnisse aus den einzelnen Bereichen in die Prozessgestaltung der Corona Soforthilfe einbringen.“

Die normalen Förderprogramme der L-Bank wurden weiterhin zusätzlich in Anspruch genommen, was im Hinblick auf - auch in der Krise fortgeführte - Innovationsprojekte der Unternehmen positiv zu würdigen ist. Allerdings forderte die Bewältigung des Umfangs und der Eilbedürftigkeit der Sonder- und Basisprogramme alle L-Banker in großem Maße.

Für Edith Weymayr war es dann auch ein emotionaler Moment, „als für die Bearbeitung der Corona Soforthilfe auch am Wochenende bis zu 1000 Mitarbeiter in die Bank gekommen sind und diese Programme bearbeitet haben. Es war eine sehr hohe Loyalität der Mitarbeiter zu spüren. Allen war bewusst, wofür wir das tun.“ Die sehr starke Mitarbeiter Identifikation soll nun in die strategische Diskussion integriert werden, um in die Mitgestaltung der Zukunft der L-Bank einzufließen.

Der Corona Werkzeugkasten der Landesförderbank wird sich auch in den kommenden Wochen weiterentwickeln. Darüber hinaus sieht es die Vorstandsvorsitzende als eine wesentliche Aufgabe an, vor allem Prozesse im Massengeschäft neu zu strukturieren und digitalisieren: „Es führt kein Weg daran vorbei, ein neues Niveau an Automatisierung und Digitalisierung zu erreichen.“ Christiane Weiland dankte Edith Weymayr für ihren differenzierenden Vortrag, der authentische Einblicke und einen Blick auf die zukünftigen Herausforderungen bot. Das große Interesse der Teilnehmer kam auch darin zum Ausdruck, dass die Teilnehmer die Gelegenheit zur Diskussion mit der L-Bank Chefin intensiv nutzen – was ganz der Intention der Veranstaltungsreihe folgt.

Der BankenDialog Karlsruhe ist eine Plattform zur Förderung des Gedankenaustauschs innerhalb der Finanzierungscommunity der TechnologieRegion Karlsruhe. Er wird veranstaltet vom Studiengang BWL-Bank unter der Leitung von Prof. Dr. Christiane Weiland. Unterstützt wird der BankenDialog durch die Deutsche Bundesbank und die L-Bank.
Weitere Informationen: www.bankendialog-karlsruhe.de

Informationen zum Studiengang BWL-Bank: https://www.karlsruhe.dhbw.de/bk/studieninhalte-profil.html

 Text: WL, Foto: DHBW KA//Marc Schepp