Studium generale der DHBW Karlsruhe

„Digitale Medienkompetenz – alle Sinne im Griff..?“

Am 26. Januar 2023 startete die diesjährige Auftaktveranstaltung des Studium generale im Audimax der DHBW Karlsruhe.

Michael Rasimus, Leiter des Eye Tracking-Labors der DHBW Karlsruhe, zeigte in seinem Vortrag auf, wie fundamental sich die digitale Medienlandschaft in den letzten Jahren verändert hat und wie wenig die meisten darauf vorbereitet sind. So belegen eigene Erhebungen, wie auch wissenschaftliche Studien deutliche Defizite hinsichtlich des kompetenten und reflektierten Umgangs mit digitalen Medien in allen Altersklassen. Doch gerade in Zeiten der Desinformation, „alternativer Fakten“ und „Deepfakes“ besteht dringender Nachholbedarf, sich diese Fertigkeiten anzueignen. Denn die rasanten technologischen Entwicklungen führen auch dazu, dass manipulierte Bild-, Audio- und Videoaufnahmen mit Hilfe von „künstlicher Intelligenz“ sehr einfach und täuschend echt produziert und von Laien oft kaum noch als unecht identifiziert werden können. „Höchste Zeit also die eigenen Sinne zu schärfen und bisherige Verhaltensweisen zu reflektieren“, appellierte der Wissenschaftler an das Publikum.

Neben der Funktionslogik sozialer Netzwerke, der kritischen Quellenprüfung und Einordnung verschiedener Informationsangeboten, lag der Fokus des Vortrages insbesondere auf der menschlichen Wahrnehmung und Reizverarbeitung. Diese laufen oft unterbewusst ab, haben jedoch maßgeblichen Einfluss auf die Auswahl einzelner Beiträge.

Durch Eye Tracking-Analysen (Blickverlaufsmessungen) lässt sich beispielsweise belegen, dass reißerische Überschriften, ausdrucksstarke Bilder, Signalwörter und -farben überproportional viel Aufmerksamkeit erhalten und den selektiven Wahrnehmungsprozess beeinflussen können. Emotionale Beiträge erhalten so deutlich mehr Beachtung als rein sachliche Informationen. Auch bleiben sie eher in Erinnerung und tragen unterschwellig zur Meinungsbildung bei, da sie häufig nicht rational hinterfragt werden und leichter durch die Aufmerksamkeitsfilter dringen.

Anhand von neurowissenschaftlichen Erkenntnissen erklärte Michael Rasimus anschließend, weshalb Menschen so anfällig für Fehleinschätzungen und Wahrnehmungsverzerrungen sind. Es sind Routinen, Denk- und Verhaltensmuster, die uns zwar den Alltag erleichtern, aber eben auch empfänglich für unerwünschte Beeinflussungen machen.

Die hohe Relevanz des Themenspektrums zeigte sich auch bei der Anzahl der Zuhörer vor Ort. Mit 45 Interessierten kamen zum Vortrag noch einmal deutlich mehr Teilnehmer*innen als im vergangenen Jahr. Nach einer langen, angeregten Diskussionsrunde endete die Jahresauftaktveranstaltung des Studium generale der DHBW Karlsruhe.

Text: RM, Foto: DHBW KA//DI