Sparkassen: Ein nachhaltiges Geschäftsmodell für den Standort Deutschland

BankenDialog Karlsruhe 2019 mit Helmut Schleweis DSGV

 
Großes Kino an der DHBW Karlsruhe: Trotz Flugstreik bei Lufthansa konnten wir einen spannenden Abend mit Helmut Schleweis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands, veranstalten: Das Thema war Nachhaltigkeit - und wir waren bei diesem BankenDialog Karlsruhe außerordentlich CO2-schonend und innovativ. Vielen Dank an unseren Referenten für seine Flexibilität und allen Beteiligten für das kurzfristige Ermöglichen der technischen Lösung!
 

Helmut Schleweis adressierte das Thema Nachhaltigkeit aus verschiedenen Perspektiven und spannte hierbei den Bogen vom Gründungsauftrag der Sparkassen über die Digitalisierung, Regulierung und Geldpolitik bis hin zu den Auswirkungen auf das Geschäftsmodell und die Strukturen im Sparkassensektor.
 

Durch die charakteristischen Netzwerkeffekte fördern digitale Geschäftsmodelle eine Konzentration der Wirtschaft auf wenige große Anbieter, da die meisten digitalen Produkte attraktiver werden, wenn sie von mehr Menschen genutzt werden. Dies führe zu Konzentration und sinkendem Wettbewerb und der (auch ordnungspolitischen) Frage, ob die klassischen Anbieter den Zugang zum Kunden behalten können: 

„Ich halte den digitalen Umbruch in seiner wirtschaftlichen und politischen Reichweite bisher für unterschätzt. Denn er verändert von Grund auf das Geschäftsmodell einzelner Unternehmen – und das Geschäftsmodell dieses Landes. Weil wir ab einem bestimmten Punkt eben nicht mehr selbst entscheiden – weil wir es nicht mehr entscheiden können – welcher Anteil an der Wertschöpfung uns künftig noch zusteht,“ konstatiert Helmut Schleweis und fordert die europäische Wirtschaft auf, sich enger zusammenzuschließen, um ausreichende Netzwerkgrößen und neue tragfähige Lösungen zu entwickeln.
 

Ein andere Herausforderung für Banken und Sparkassen besteht durch regulatorische Normen, die auf internationaler Ebene entwickelt wurden und nun der Idee des ‚single rule book‘ folgend in Europa weitgehend einheitlich für alle Kreditinstitute gelten. Schleweis fordert daher eine stärkere Proportionalität in der Regulierung, um eine überproportionale Belastung von kleinen und mittleren Kreditinstituten zu vermeiden.
 

Wenngleich die Durchsetzung auf europäischer Ebene im Rahmen der nun anstehenden Umsetzung der Basel III-Finalisierung nicht ganz einfach werden dürfte, stößt Helmut Schleweis mit dieser Forderung zumindest in Deutschland auf offene Türen. Sowohl der Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken als auch BaFin und Bundesbank vertreten dieses Interesse. Auch der Studiengang Bank beschäftigt sich intensiv mit Optionen zur Verstärkung von Proportionalität in der Regulierung (vgl. Weiland, C.: Proportionalität in Regulierung und Aufsicht am Beispiel des Schweizer Kleinbankensystems, in: Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen, H. 21 / 2019, S. 1100-1105. und What if we were Swiss?)
 

Negative Auswirkungen sieht Schleweis auch in einer langfristig expansiven Geldpolitik. Die Niedrigzinsphase führe durch unterschiedliche Anlagemöglichkeiten zu einer Umverteilung von unten nach oben, da nur kapitalstärkere Bevölkerungskreise Anlagemöglichkeiten auf Kapital- und Immobilienmärkten nutzen können: „Sie laufen damit all jenen wirtschaftlich davon, die weniger Risiko tragen oder nur in geringem Umfang investieren können. Dadurch vertieft sich die wirtschaftliche Spaltung der Gesellschaft,“ so das nüchterne Fazit.
 

Und welche Konsequenzen ergeben sich für die Sparkassen selbst?
 

„Für uns als Sparkassen bedeutet die Preisgabe des Zinses, dass sich unser Geschäftsmodell stark verändern wird. Wir werden Kompetenzen bündeln – wo wir mehr Kraft für gute Lösungen brauchen. Und straffen – wo es vor allem um eine schnelle Auslieferung zum Kunden geht. Wir werden deutlich stärker in datengestützte Ertragsmöglichkeiten investieren und vernetzten uns dazu gezielt mit anderen Branchen.“
 

Mit den ersten Überlegungen zur Integration eines Nachhaltigkeitsmanagements in die Banksteuerung deutscher Kreditinstitute hat die Bafin eine weitere Hausaufgabe geschaffen:
„Wir werden also auf mittlere Sicht gefordert sein, Risiken zu managen, die wir bisher nicht explizit erfasst haben, und für die es – Stand heute – nicht einmal klare Abgrenzungskriterien gibt.“
 

Abschließend zielte Helmut Schleweis auf eine stärkere Positionierung von weiblichen Führungskräften: „Alle Sparkassen bilden Frauen aus, aber viele nutzen noch nicht das Potenzial von Frauen im Management. Nicht nur menschlich, sondern auch betriebswirtschaftlich betrachtet ist das reine Verschwendung – also nicht nachhaltig.“
 

Der BankenDialog Karlsruhe ist eine Plattform zur Förderung des Gedankenaustauschs innerhalb der Finanzierungscommunity der TechnologieRegion Karlsruhe. Er wird veranstaltet vom Studiengang BWL-Bank unter der Leitung von Prof. Dr. Christiane Weiland. Unterstützt wird der BankenDialog durch die Deutsche Bundesbank und die L-Bank.
 
 

Weitere Informationen: www.bankendialog-karlsruhe.de
 
 

Informationen zum Studiengang BWL-Bank finden Sie hier:

https://www.karlsruhe.dhbw.de/bk/studieninhalte-profil.html

 

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