Kinder für Informatik begeistern
Professorin der DHBW Karlsruhe baut ein Netzwerk für Kinder und Jugendliche auf und sucht Firmen als Partner, um eine „Human Library“ aus den unterschiedlichsten Berufssparten aufzubauen.
„Ich will Kinder für die Informatik begeistern.“, sagt Professorin Kay Berkling, Leiterin Studiengang Informatik, DHBW Karlsruhe. Die TechnologieRegion Karlsruhe ist mit rund 4.400 IT-Unternehmen und 30.000 Arbeitsplätzen eine der größten IT-Regionen Europas. Und für diese wird dringend Nachwuchs gesucht. Wenn es gelingt, schon früh das Interesse an Informatik zu wecken, wirkt sich das auf Berufs- und Studienwahl aus. „Hierfür möchten wir gemeinsam mit den Dualen Partnern der DHBW mehr Kinder und Jugendliche ansprechen, indem wir Einblicke in die Berufswelten ermöglichen, in denen die Informatik eine Rolle spielt.,“ erklärt Berkling. Dazu gehören medizinische Berufe, ebenso wie Biologie, Sprachverarbeitung, Robotics und vieles mehr. Heutzutage sind fast alle Berufe interdisziplinär und damit auch die Informatik.
Die Lebendigkeit und Vielfalt der ITBranche erreicht die Schulen nicht, betont die Informatikerin: „Ich sage meinen Studierenden immer: Das hier ist das beste Fach, das man studieren kann. Wir brauchen nichts anderes als unsere Computer, Strom, Internet und unser Gehirn mit Ideen. Fast alle Fachbereiche brauchen uns mittlerweile, so dass es nie langweilig wird.“ Neben der Unterstützung bei der Infrastruktur soll die engere Verbindung zwischen Schulen und der Industrie Einblicke in die echte Berufswelt ermöglichen, sei es mit Hilfe von Kontakten zu Berufstätigen oder durch Praktika, die sich aus dem Kontakt ergeben. Demzufolge benötigt Professorin Berkling Partner aus der Industrie, aber auch Schulen, die ihr helfen, ein Netzwerk zum Erreichen dieser Ziele aufzubauen. Eine „Human Library“ soll entstehen – eine menschliche Bibliothek aus Fachkräften in der IT-Branche, die es Kindern und Jugendlichen ermöglichen, „in die Berufswelten einzutauchen“ in denen Informatik eine Rolle spielt. In welche Welten die Informatik von der Tastatur aus vorstößt – das sollen die persönlichen Kontakte aus dem Netzwerk vermitteln.
Interessierte Kinder und Jugendliche (ab der 5. Klasse) können sich jederzeit melden – nicht nur Mädchen, denn „wir wollen keine künstlichen Grenzen ziehen“, betont Berkling. „Ich will Kinder für die Informatik begeistern und die Diversität in der Technik fördern.“
Indem alle Kinder und verschiedene Berufe angesprochen werden, möchte Berkling tatsächlich auch die Frauenquote im Informatikbereich erhöhen. Knapp ein Drittel aller Studierenden im 1. Semester in den MINTFächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) sind Frauen: 31 Prozent waren es im Wintersemester 2020/21 an den badenwürttembergischen Hochschulen, wie das Statistische Landesamt zum Internationalen Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft am 11. Februar bekanntgab. An der DHBW liegt der Frauenanteil in der Informatik in der Professorenschaft und der Studierenden bei 12 Prozent und ist somit noch stark ausbaufähig.
Schon jetzt haben sich Lehrkräfte für Informatik, Kinder, Firmen und andere Organisationen gemeldet, die sich am Aufbau der „Bibliothek“ beteiligen möchten. Es werden jedoch weiterhin Personen gesucht, die unverbindlich für wenige Stunden für Gespräche zur Verfügung stehen, denen man Fragen stellen kann und somit Einblicke in ihre Berufe zu bekommt. Die Anfragen an das Netzwerk werden derzeit noch per Hand bearbeitet und Kennenlerngespräche über bestehende Online-Plattformen vermittelt. Die Informatik-Alumnis Jeanne Helm und Frederic Sinn sowie die Studierende Elisabeth Kletsko (6. Semester) der DHBW Karlsruhe arbeiten allerdings daran, die Human Library zeitnah als Open-Source Plattform ins Leben zu rufen. Auch hier hofft das Team auf weitere Unterstützung von Interessierten aus dem IT-Bereich, Alumnis oder Mitarbeitenden bei dualen Partnern, die IT-technisch unter die Arme greifen möchten oder Server spenden.
Kontakt zum Netzwerk
Die Kontaktaufnahme zur Human Library und zu Prof. Kay Margarethe Berkling ist über Phoenix@dhbwkarlsruhe.de oder für Industrie Partner auch über die LinkedIn Gruppe (https://www.linkedin.com/groups/12627734) möglich. Wir freuen uns auf weitere Kontakte. Es braucht jeden Einzelnen, für den Erfolg dieses Netzwerkes.
Kay Berkling - zur Person
Kay Berkling, PhD ist seit 1. Mai 2012 Professorin and der Dualen Hochschule Karlsruhe. Sie ist dort Studiengangsleiterin im Studiengang Informatik. Sie hat ihren PhD am Oregon Graduate Institute of Science & Technology (heute OHSU) 1996 in der Informatik mit Schwerpunkt in der automatischen Sprachenerkennung erhalten. Ihr beruflicher Werdegang führte sie nach einer Tätigkeit im Lincoln Laboratory, MIT, in die Schweiz. Dort arbeitete sie in der Finanzindustrie, bei der UBS, Credit Suisse, Winterthur, und Swiss Life. In 2004 ging sie als Professorin für Software Engineering an die Polytechnic University of Puerto Rico. Von dort aus zog sie nach Deutschland und ergänzte ihr Profil mit dem 1. Staatsexamen an der PH Karlsruhe, um die Forschung in Sprachen und Medien didaktisch auszuweiten. Für das Projekt „Phontosia – und die Zauberworte“ wurde sie 2016 mit dem NEO Preis der TechnologieRegion Karlsruhe ausgezeichnet. Im Dezember 2021 erhielt sie den Landeslehrpreis für ihre innovativen Konzepte. Professorin Kay Berkling hält vorwiegend Vorlesungen in Software Engineering, Game Design Thinking und Games und integriert regelmäßig Forschungsprojekte aus diversen Disziplinen in den Unterricht.
Weitere Informationen: https://www.karlsruhe.dhbw.de/prof-berkling-phd.html
Text: DI, BER, GÖR, Foto: AdobeStock_303789900_Robert Kneschke